"An so etwas denkst ja nicht"
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- 19. Oktober 98 -

"An so etwas denkst ja nicht"



Vier Studienkollegen aus Salzburg entkamen nur knapp dem Flugzeugabsturz in Zell am See

ZELL AM SEE (SN-schö). Es war ein Geschenk zur Sponsion, das Karlheinz Heschl, Thomas Kopp und Anton Cassan ihrem Studienkollegen Michael Schneider gemacht hatten. Unter dem Motto "Einer für alle, alle für einen" wollten die vier Wirtschaftsinformatiker das luftige Abenteuer, einen Tandemsprung mit dem Fallschirm, gemeinsam erleben. Doch dazu kam es vergangenen Samstag nicht. Vielmehr wurden die vier Salzburger Zeugen des Absturzes jener Maschine, die sie kurze Zeit später selbst in die Luft bringen sollte.

"Wir haben einen dumpfen Aufprall gehört und zuerst gar nicht an einen Flugzeugabsturz geglaubt, weil an so etwas denkst ja nicht beim Fallschirmspringen, viel eher schon an eine Sache wie, daß dein Schirm nach dem Absprung nicht aufgehen könnte", berichtete Karlheinz Heschl den SN. Mit seinen Freunden sollte der 26jährige beim übernächsten Start in der Unglücksmaschine sitzen.

Zehn Flüge mit je 20 Fallschirmspringern waren geplant. Doch Flug Nummer 5 endete kurz nach dem Start um 16 h mit einer Bruchlandung. 200 m nach Pistenende des Flugplatzes Zell am See stürzte die 2motorige Turbo-Prop-Maschine mit 21 Insassen an Bord in eine Wiese. Der Pilot, der 30jährige Robert Z. aus Stockerau, konnte gerade noch die Kapruner Straße überfliegen.

Die Maschine wurde beim Aufprall großteils zerstört. Glück im Unglück hatten die mitfliegenden Personen: Lediglich der Pilot und die 44jährige Copilotin Silvia W. aus Wien sowie sechs weitere Insassen mußten mit Verletzungen unbestimmten Grades stationär im Krankenhaus Zell am See aufgenommen werden. Lebensgefahr besteht für keinen. Alle anderen Passagiere konnten ambulant verarztet werden. "Einer ist mit ein paar Kratzern am Kopf daherspaziert, hat ein paar Bachblütentropfen eingenommen und gemeint: ,Paßt schon wieder'", erinnert sich der verschont gebliebene Karlheinz Heschl.

Die Ursache für den Absturz gibt Rätsel auf. Der Pilot erklärte der Gendarmerie, daß das Flugzeug kurz nach dem Abheben an Leistung verloren habe und über die linke Tragfläche abzustürzen drohte. Die sofortige Gegensteuerung aber half nichts. Die Maschine berührte kurz nach Pistenende mit der linken Flä-chenspitze den Boden und stürzte kurz darauf in die angrenzende Wiese.

Daß, wie in Gerüchten vermutet wird, Überladung der Grund für die Bruchlandung gewesen sein könnte, glaubt Karlheinz Heschl nicht. "Es waren bei den ersten Flü-gen auch 20 Passagiere an Bord, und das Flugzeug war sogar noch vollgetankt." Die Lust aufs Fallschirmspringen ist Heschl und seinen Kollegen jedenfalls trotz des Unglücks nicht vergangen. "Wir holen unseren Tandemsprung ganz sicher nach."

©Salzburger Nachrichten 1998